Bericht zur Tour
Autor
Christoph Rohr
Erstellt am
24.11.2022 8:34
Letzte Änderung
24.11.2022 8:34
Tourenbericht

Die frühe Fraktion aus 5 Teilnehmern machte sich nach 7 Uhr auf die Fahrt mit ÖV ins Bündnerland und beschloss auf dem Weg, von Sfazu an der Berninapassstrasse den Kleinbus zur rustikalen Saoseo-Hütte SAC zu buchen (ein Unikum!), um nach einem Mittagsimbiss die idyllische ca. 3-stündige Rundwanderung um Saoseo- und Violasee zu geniessen. Rechtzeitig zum Apéro trafen dann 3 weitere Kameraden per Bus und Bergführer Urs Tinner per E-Bike ein.
Nach früher Tagwache in der ansonsten noch ruhig schlafenden Hütte machte sich die 5-köpfige Bergsteigergruppe mit Urs Tinner um 04.30 Uhr auf den Weg zum Piz Paradisin (3302 m), während ich und zwei weitere Wanderer um 06.30 den Südaufstieg zum Corn da Mürasciola (2819 m) unter die Füsse nahmen.
Den Berichten der Bergsteiger nach erwies sich der Piz Paradisin schwieriger als erwartet, weil nirgendwo mehr Restschnee lag, der Vedreit da Camp zu einem weinenden Eisfeld geschrumpft und der zum Teil steile Blockuntergrund labil geworden ist: Für die einen mühsam, für die andern interessant, da sämtliche Spielarten einer Hochtour vorkamen: Gras- und Geröllhalden, Gletschereis mit matschigem Randbereich, labilere und festere Block-Halden und -Grate sowie Gratkletterei. Man könnte auch schliessen: Der Mix eines offensichtlich bröckelnden Paradieses.
Auch die Wanderer brauchten länger als gedacht, nicht heikler gewordenen Verhältnissen, sondern zunehmendem Alter geschuldet. Der Besuch einer sehr hübschen aber gewundrigen Geissenschar verhalf auf dem breiten Südwestgrat zu einer köstlichen Verschaufpause. Im Sattel auf dem Westgrat liess ich dann die zwei jüngeren Kameraden allein über das kurze aber steile und ausgesetzte Gratstück auf den Hauptgipfel steigen und ging gemütlich zurück auf den westlichen Vorgipfel mit ebenso imposanter Aussicht auf die wolkenumhangene Berninagruppe und das Puschlav. Über die Blöcke des Nordwestgrates und die Forcula da Cardan gings dann hinunter ins Val Mera, und kurz vor der Saoseohütte, wo wir praktisch gleichzeitig mit der Bergsteigergruppe um 15 Uhr eintrafen, schloss sich unsere sehr lohnende Rundwanderung.
Nach dem gemeinsamen Schlussbier verabschiedeten sich Urs Tinner und zwei Kameraden. Zwei weitere mussten anderntags früher heim und buchten den ersten Postkurs bei der Hütte, während die übrig gebliebene Vierergruppe gemütlich durch das wunderschöne Val da Camp zurück nach Sfazu wanderte.
Dank dem Tourentip von Urs Tinner konnten wir nicht nur der Hitzewelle im Unterland entfliehen, sondern bei stabilem Sommerwetter drei sehr abwechslungsreiche Tage in einem wunderschönen und für viele unbekannten Zipfel der Schweiz verbringen.

Euer Klaus