Anstelle des ursprünglich geplanten Ostgrates des Ortlers entschieden Trösch und Bergführer Urs Tinner das Pendant des Piz Linard in Angriff zu nehmen. Zu meinem Glück, stand ich doch beim Ortler nur auf der Warteliste.
Am Treffpunkt im Bahnhof Schaffhausen fanden sich zu meinem Erstaunen nur drei der sechs Teilnehmer ein, die anderen waren schon oder gingen früher ins Engadin.Thomas, Trösch und ich genossen die Fahrt und hatten uns einiges zu erzählen. In Lavin empfing uns Urs Tinner und wir konnten mit seinem PW einige Höhenmeter hoch fahren. Nach und nach fanden sich auch die übrigen Teilnehmer Alois, Kurt und Urs vor der Chamanna Linard beim Bier ein.
Nach dem gemütlichen Hüttenabend und einer gemäss Trösch fast schnarchfreien Nacht gings um fünf Uhr zum Frühstück und bereits um viertel vor sechs los (alles alte Hasen, die morgens wenig Zeit benötigen). Nach einer knappen Stunde auf dem Wanderweg gings links weg in eine steile Rinne mit Schnee und Schutt bis zur Lücke zwischen Linard Pitschen und dem Piz Linard. Beim Anseilen und Steigeisen montieren sagte Führer Urs, wir machten dann Pause oben. Ich dachte natürlich an die Lücke, aber nichts wars. Offenkundig meinte Urs den Gipfel ...
Ich hatte das Privileg, hinter Alois herklettern zu können und konnte die schöne, nicht allzu ausgesetzte Kletterei voll geniessen. Der Fels war mit wenigen Ausnahmen von mindestens genügender Qualität, wobei ich nicht sehr verwöhnt bin ... Der Quellwolken wurden immer mehr, so dass wir auf dem Gipfel keine allzugrosse Weitsicht, aber eindrückliche Tiefblicke geniessen konnten. Eine Steingeiss (gemäss Urs Tinner zweijährig) guckte noch bei uns vorbei, ging dann aber doch lieber zu ihrem Rudel zurück, als wir uns ihr näherten. Der Abstieg erfolte über die Normalroute mit - trotz Südexposition - viel Schnee drin, so dass ich meine neuen Steigeisen richtig testen konnte. Bei aufkommendem leichtem Regen waren wir so zügig wieder auf dem Wanderweg Richtung Hütte und um viertel nach Zwölf sassen wir bereits wieder vor der Hütte beim Sauren Most resp. bei einem Bier, leider bei immer noch leichtem Regen. Urs Tinner verabschiedete sich bald, wir Teilnehmer blieben ja noch eine Nacht und verbrachten den Nachmittag bis zum Apero mit dösen, schwatzen und 4G-Empfang suchen.
Nach wiederum feinem Znacht, gemütlichem Hüttenabend, ruhigem Schlaf und dem Frühstück gingen wir um acht Uhr los Richtung Fuorcla da Glims. Da ich gerne immer einen Gipfel mitnehme, musste auch der Piz Glims dran glauben. Ein einfacher, aber sehr schöner Aussichtspunkt mit schöner Rundsicht bis in die Berninagruppe. Via das einsame, schöne und von einem mäandrierendem Bach geprägte Val Sagliains wanderten wir zum Vereinapass, wo es dann endlich eine Pause gab. Weiterhin einsam und landschaftlich lohnend stiegen wir durch das Süser Tal zum Berghaus Vereina ab, wo es noch für ein Bier vor der Abfahrt des Taxibusses nach Klosters reichte. Die Fr. 14 pro Person reuten vermutlich keinen von uns, die Alternative wäre eine 2 1/2 stündige Wanderung nach Monbiel gewesen.
Herzlichen Dank an den Tourenleiter Trösch und an Bergführer Urs Tinner. Ihr habt uns schöne Tage im Engadin beschert.
Marcel Gfeller